Georg Karn (1905 - 1971)
Am 17.9.1905 kommt der erste, mir bekannte, in Groß-Umstadt geborene Karn meiner Familie zur Welt. Sein Vater, Sebastian Karn (7.2.1874 - 25.2.1958) ist in Hering geboren und hat den Ort seiner Familie und seiner Kindheit wahrscheinlich um Jahrhundertwende verlassen.
Georg bleibt sein Leben lang in Groß-Umstadt, wo er in der Höchster Straße 46 (später 41) aufwächst, in dem Haus, das sein Vater erbaut hat.
Später bezieht er eine Wohnung im Pfälzer Schloss und anschließend wohnt er ab etwa 1949 in einem kleinen Haus in der Schlossgasse.
Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1958 zieht er wieder in sein Elternhaus in die Höchster Straße, wo er bis zu seinem Tod wohnt.
Geschwister
Seine ältere Schwester, Maria Katharina erblickt 1902 das Licht der Welt. Sie heiratet Martin Arnold. Am 14. April 1938 setzt sie ihrem Leben selbst ein Ende.
Das Geburtsdatum seines jüngeren Bruders Johannes ist der 1.4.1911. Der Kontakt zwischen den Brüdern war wohl nicht sehr gut und wurde 1954 wohl ganz abgebrochen. Johannes war wahrscheinlich mit einer Hanna verheiratet, lebte in Groß-Umstadt (laut Adressbuch 1938 im Herrenwiesenweg 19) und arbeitete nach dem Krieg bei Römmler. Von Beruf war er Schreiner. Mein Opa Georg war der Pate des Sohnes von Hennes, der auch Georg hieß und dann nach Kleestadt geheiratet hat. Außerdem gab es noch eine Tochter.
Im Archiv der Stadt Groß-Umstadt findet sich eine Unfallmeldung vom 22.1.1940. Johannes ist mit dem Fahrrad um drei Uhr Morgens auf den Weg zur Arbeit bei Glatteis gestürzt. Für die (angeblichen) 72 km von Groß-Umstadt zur Adam-Opel AG in Rüsselsheim nutzt er das Fahrrad und die Eisenbahn. Der Unfallbogen gibt seinen Beruf mit "Modellschreiner" an.
Familie
Am 18.11.1927 heiratet Georg die Margarete Führes, die im Januar 1928 einen Sohn zur Welt bringt, Georg, der schon nach drei Tagen stirbt. Das Paar hat danach noch 4 Kinder: Anna Maria (1933), Gertrud (1945), Herbert (1950) und Harald (1955). Georg Karn ist bei der Geburt seines jüngsten Sohnes bereits 50 Jahre alt.
Etwa 1949 zieht er mit seinen beiden Töchtern und seiner Frau von einer gemieteten Wohnung im Pfälzer Schloss (Schlossgasse 11) in das Haus seines Schwiegervaters, Johannes Führes in die Schlossgasse 10 (später geändert in 7). Seine Schwiegermutter ist 1948 gestorben. Nachdem sein eigener Vater 1958 stirbt, zieht er mit der ganzen Familie und seinem Schwiegervater in sein Elternhaus in die Höchster Straße. Seine Mutter, die Anna Maria Karn, geb. Spatz (1878 - 1869) lebt zu diesem Zeitpunkt noch und bewohnt dann das Haus in der Höchster Straße 41 (vorher 46) mit ihrem Sohn und seiner Frau, deren Kindern sowie dem Vater ihrer Schwiegertochter, dem Johannes Führes (1882 - 1968).
Georg erliegt am 9.12.1971 mit 66 Jahren einem Krebsleiden.
Beruf
Beruf Georg tritt in die Fußstapfen seines Vaters, der als Berufsbezeichnung schon bei seiner Hochzeit im Jahr 1901 Schmied angibt.
Georgs Berufsbezeichnung ist Schlosser, in seinem Wehrpass von 1940 steht "Masch. Schlosser". Diesen Beruf könnte er in der damals schon in Groß-Umstadt existierenden Zuckerfabrik gelernt haben. Gesichert ist dies keinesfalls. Aber die Familie erinnert sich, dass er schon vor dem Zweiten Weltkrieg in der Zuckerfabrik gearbeitet hat. In den 1920er Jahren, zur Zeit der großen Arbeitslosigkeit, gab es jedoch Entlassungen in der Zuckerfabrik. Nach Familienerinnerungen gingen diese so weit, dass aus jeder Familie nur noch einem Familienmitglied Arbeit angeboten wurde. Georgs Vater, Sebastian Karn, arbeitete ja schon in der Zuckerfabrik und so soll Georg die Zuckerfabrik verlassen haben müssen.
Er soll in dieser Zeit auch arbeitslos gewesen sein. Als die Zuckerfabrik dann aber dringend einen Chauffeur suchte, der die Direktoren fahren konnte, gab es für Georg wieder die Chance auf Arbeit. Er soll einer der ersten Umstädter gewesen sein, die einen Führerschein vorweisen konnten. Aus seinem erhalten Wehrpass von 1940 ist belegt, dass er den Führerschein Klasse II und III besaß, was zum Führen von PKW bis 2,5t (Klasse III) und von LKW über 2,5t (Klasse II) berechtigte. So durfte er entsprechend der Familienerzählungen die Leitung der Zuckerfabrik fahren. Das Bild im Auto soll in dieser Zeit entstanden sein und das Auto soll das der Zuckerfabrik sein. Nachfragen ergaben, dass es sich übrigens weder um einen Opel noch um einen Mercedes handelt.
1931 stellt die Zuckerfabrik ihre Produktion in Groß-Umstadt endgültig ein, den Arbeitern wird zum 15.5.1931 gekündigt. Spätestens in dieser Zeit dürfte Georg Karn seine Arbeitsstelle verloren haben. Belegt sind die Anstellungsverhältnisse jedoch nicht und es ist auch nicht bekannt, wo Georg zwischen dem Ende der Zuckerherstellung (1931) und der Aufnahme der Resopalproduktion in Groß-Umstadt (1946) gearbeitet hat. Erinnerungen von Familienmitgliedern legen nahe, dass Georg während dem Krieg recht weit bis Rüsselsheim zum Opel-Werk gefahren ist, um den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu verdienen. Er soll dort in der Entwicklungsabteilung tätig gewesen sein. Auch dafür gibt es aber bisher keine Belege. (Nachfragen bei Opel haben nichts ergeben, da Unterlagen aus dieser Zeit nicht mehr existieren.) Allerdings findet sich im Archiv der Stadt Groß-Umstadt die oben schon erwähnte Unfallmeldung seines Bruders Johannes, der tatsächlich in dieser Zeit bei Opel gearbeitet hat und sich Nachts um drei Uhr zunächst mit dem Rad, aber auch mit der Bahn auf den Weg nach Rüsselsheim gemacht hat. Bei dem Unfall war Georgs Bruder allerdings alleine unterwegs. Einen Hinweis darauf, dass Georg wie sein Bruder Johannes bei Opel angestellt war, lässt sich aus der Unfallmeldung nicht ableiten.
Aus dem erhaltenen Wehrpass des Georg Karn geht hervor, dass er zwar "k.v." (kriegsverwendungsfähig) gemustert, aber nie eingezogen wurde. Zunächst war er noch der Ersatzreserve I zugeordnet, später in die Luftwaffe Ersatz Reserve I überführt.
Nach dem Krieg beginnt jedoch in Groß-Umstadt ab 1946 mit der Resopalproduktion durch die Firma Römmler in der ehemaligen Zuckerfabrik eine neue Ära. Die Firma Römmler gibt nicht nur Georg eine neue Anstellung, sondern wird Arbeitgeber und "Lehrherr" für einige seiner Söhne, Schwiegersöhne und Enkel sein