Sebastian Karn I (1839 - 1907)

Das jüngste Kind des Jakob Karn I ist mein Ur-Ur-Großvater, Sebastian Karn (1839 - 1907). Wie sein Vater hat er sein Leben als Landwirt und Tagelöhner in Hering verbracht.

Als jüngstes Kind musste er sich wohl eine bessere Lebensgrundlage suche und konnte in das Anwesen Haus Nr. 15 (heute Burgweg 3) einheiraten. Seine Braut war die Katharina Weiß (1846 - 1892), die neben dem Haus auch etwa 1,5 ha Bodenfläche in de Ehe eingebracht hat (HStAD, G28, F463) in die Ehe eingebracht hat.

Ihre acht Jahre jüngere Schwester heiratet übrigens den Neffen des Sebastian Karn, den Jakob Karn III (1847 - 1884), Sohn von Jakob Karn II. Die Karns haben trotz der Namensgleichheit zumindest bei den Jakob Karns ordentlich durchnummeriert und so die Arbeit des Familienforschers nicht unnötig erschwert. Anders bei den Weiß: sie haben ihren beiden Töchtern den gleichen Vornamen gegeben: Katharina. So heiratet die 1846 geborene Katharina Weiß meinen Ur-Ur-Großvater, Sebastian Karn während ihre jüngere Schwester Katharina Weiß (1854 - 1916) dessen Neffen Jakob Karn III heiratet.

Sebastian Karn bleibt von Schicksalsschlägen nicht verschont. Mit seiner Frau Katharina werden ihm sechs Kinder geschenkt. Die jüngsten sind Zwillinge, die 1880 geboren werden. Einer davon ertrinkt jedoch in Hering in einem Brunnen oder Löschteich im August 1888. Die Dorfchronik erzählt:

"Am 28. August ersäufte sich oder ertrank in dem Wasserbehälter vor dem Ort, nach Zipfen hin, das 8 j. Zwillingssöhnchen Wilhelm des Sebastian Karn von hier und wurde erst am am 1. dsf. Mts kirchlich, unter großer Betheiligung, bestattet. Der blühende, frische Knabe hatte sich im Felde an fremdem Obst vergriffen, wurde mit Drohungen vor der Strafe des Vaters geschreckt, und verschwand aus Furcht vor derselben, wurde Tage lang mit Schmerzen vergeblich gesucht und nach dreien Tafen in dem Wassertümpel todt aufgefunden. Über den näheren Umständen des Ablebens schwebt ein nicht aufzuhellendes Dunkel."

Der Zwillingsbruder des ertrunken Sohnes, Georg Karn (1880 - mind. 1962/3) ist später nach Darmstadt gegangen, wo er geheiratet hat und zwei Söhne hatte.

Mein Ur-Großvater, auch Sebastian Karn (1874 - 1958) hat den Hering ebenfalls verlassen und ist nach Groß-Umstadt gegangen.

Dessen jüngere Schwester Eva (1876 - unbek.) ist in Hering geblieben und hat dort Johan Konrad Kessler (1873 - 1930) geheiratet. Seine ältere Schwester, Katharina (1870 - nach 1905) heiratet Heinrich Koch V und lebt mit ihm in Nieder-Klingen. Er ist wohl auch Landwirt, zumindest erwirbt das Paar schon 1898 Grundstücke in Hering von Sebastian Karn I.

Über den ältesten Sohn des Sebastian Karn I, Jakob Karn, ist wenig bekannt. Geboren ist er am 20.8.1866 in Hering. Danach taucht er als Steinhauergeselle im Trupp des Johannes Weiß VII beim Bau der Christuskirche in Mainz im Jahr 1900 auf (Gleue S. 256). Gleue berichtet nicht, dass Jakob Karn Feuereimergeld bezahlt, d.h. er wurde nicht offiziell Ortsbürger in Hering. Als am 19.3.1905 das Erbe von etwa 1,5 ha Äcker und Wiesen seiner Mutter, der Katharina Karn, geb. Weiß unter den Erben verteilt wird, ist Jakob Karn nicht darunter. Ob er den Ort verlassen hat oder verstorben ist, ist nicht bekannt. 

Stammtafel Sebastian Karn (1839 - 1907)

Was noch bekannt ist über Sebastian Karn I

Zurück zu Sebastian Karn dem Älteren, der bei der Volkszählung 1871 im Anwesen seiner Frau, "Am Burgweg 3" wohnt. Er hat ja inzwischen zwei Kinder (Sohn Jakob (* 1866) und Tochter Katharina (1870)). Die vierköpfige Familie würde schon beengt wohnen, aber die alte (Ur-)Oma Gilch (* 1792) lebt ja auch noch. Und die Mutter seiner Frau sowie die acht Jahre jüngere Schwester seiner Frau sind ebenfalls als Bewohnerinnen im Haus "Am Burgweg 3" durch die Volkszählung von 1871 dokumentiert (Gleue, S. 374). Das sind 7 Personen in dem Häuschen. Die Schwester der Ehefrau wird aber das Haus recht bald verlassen haben. Sie heiratet 1873 den Neffen des Sebastian Karn, den Jakob Karn III. Aber der Platz wird rasch wieder aufgefüllt. 1874 kommt der nächste Spross auf die Welt: Sebastian Karn der Jüngere.

Am 13.1.1876 stirbt die Ur-Oma der Katharina Karn, geb. Weiß, die Elisabeth Weiß, geb. Gilch im hohen Alter von 83 Jahren im Anwesen im Burgweg Nr 3, damals Hering Haus Nr 15 (Sterberegister) und nur drei Wochen später bringt Sebastians Frau Katharina das nächste Kind zur Welt: Eva Karn wird am 2.2.1876 geboren.

Sebastian hat also alle Hände voll zu tun und seine Nerven scheint er nicht immer im Zaum zu haben. So muss am 4.6.1876 der Arzt Dr. Frank aus Umstadt geholt werden, weil Sebastian Karn den Nachtwächter mißhandelt hat und dieser behandelt werden muß (Gleue S 187). Genaueres erfahren wir hier nicht.

Er scheint aber auch kooperativ zu sein. Mit der Gemeinde schließt er einen Vertrag ab in dem er den Schulkindern ein Übergangsrecht über sein Anwesengewährt, damit sie zu dem dahinterliegenden Turnacker der Gemeinde gelangen könne - natürlich gegen Bezahlung.

1882 geht Sebastian unter die Jäger und pachtet einen Jagdbezirk der Gemeinde gmeinsam mit anderen (Gleue S. 207).

Sebastian ist im Rechnungsbuch der Gemeinde Hering im November 1885 erwähnt, wonach er insgesamt etwa 100 Mark erhält. Bisher konnte die Schrift nicht genau entziffert werden, aber es scheint wohl um Verkauf von Saatgut oder dem Ausbringen von Saat zu gehen. (Archiv Lengfeld)

1885/86 zahlt er "Festbrotgeld" von 29 Mark. Außerdem zahlt er Schulgeld für Januar bis Juni von 1 Mark 12 Pfennige für zwei Kinder an die Gemeinde Hering. Den gleichen Betrag zahlt er auch für den Zeitraum von Juli bis Dezember 1885 (Archiv Lengfeld). Am wahrscheinlichsten ist, dass dieses Geld für seinen Sohn Sebastian (geb 1874) und seine Tochter Eva (geb. 1876) gezahlt wurde. Die beiden waren 1885 etwa 11, bzw. 9 Jahre alt. Die Zwillinge Georg und Wilhelm sind 1885 gerade mal 5 Jahre alt geworden und die Tochter Katharina bereits 15 Jahre alt.

1898 sitzt  Ortsbürger Sebastian Karn wegen "Mayestätsbeleidigung" im Gefängniß und kann deshalb den Ortsbürgernutzen von 1898/99 nicht quittierien (Gleue S. 254). Er scheint seinen Mund nicht im Zaum gehabt zu haben.

Sebastian Karn I hat von seinem Vater, Jakob Karn I, im Jahre 1868 etwa einen Hektar an Äcker und Wiesen geerbt (HStAD G28 F463). 30 Jahre später, im Januar 1898 beginnt er, Grund und Boden zu verkaufen, bzw. freiwillig zu versteigern. Im Jahre 1898 nimmt er so etwa 2700 Mark ein und gibt etwa 1,8 ha Bodenfläche her (HStAD G28 F463). 

Seine Frau hatte einige Äcker und Wiesen, aber vor allem die Grundstücke mitsamt Hofreithe am heutigen Burgweg 3 in die Ehe eingebracht. Am 1.3.1900 wird die Hofreithe als Erbe der Katharina Karn, geb. Weiß unter ihren Erben versteigert. Eva Kessler, geb. Karn ersteigert die drei Flurstücke mit Gebäuden für 1.200 Mark, taxiert waren sie auf 1.340 Mark (HStAD G28 F463).

Schließlich wird das Erbe der Katharina Karn, geb. Weiß von etwa 1,5 ha Grund und Boden am 19.3.1905 unter ihren Erben aufgeteilt (HStAD G28 F463). Katharina Karn ist schon im Jahr 1892 mit nur 45 Jahren gestorben.

Aus den Grundstücksverkäufen lässt sich schließen, dass Sebastian Karn schon Ende der 1890er, wenige Jahre nach dem Tod seiner Frau, begonnen hat, seine Tätigkeit als Landwirt deutlich zu reduzieren bis er sie spätestens 1905 gänzlich aufgibt. 

Laut Starkenburger Adressbuch von 1905 wohnt der Tagelöhner Sebastian Karn im Haus Nr. 15 in Hering (heute "Am Burgweg 3"). Auch sein Schwiegersohn Johann Konrad Keßler wohnt dort.

Er stirbt  am 10.2.1907 mit 68 Jahren auf dem Hering in der "Behausung" des Johan Konrad Keßler, seinem Schwiegersohn als Tagelöhner. Er wird 68 Jahre alt.